Die Gemeinde weicht von der langjährigen Praxis ab, bei der Ausweisung von Neubaugebieten einen kleinen Gewinn einzukalkulieren.
Die Erschließung des Baugebiets "Auf der Lehr" läuft auf vollen Touren. Jetzt legte der Gemeinderat den Verkaufspreis auf 230 Euro pro Quadratmeter fest. Foto: Preuß / Schwarzwälder Bote Dauchingen. Für das Gebiet "Auf der Lehr", das aktuell erschlossen wird, wurden mit 230 Euro pro Quadratmeter nur die voraussichtlichen Gestehungskosten als Verkaufspreis festgelegt. Vorausgegangen war eine ausgesprochen lebhafte Diskussion, während der Bürgermeister Torben Dorn dem CDU-Ratsherren Matthias Schleicher direkt und unverblümt "Klientelpolitik" vorwarf. Da mache er nicht mit: "Wir sind der Allgemeinheit verpflichtet", so der Bürgermeister.
Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, auf die Gestehungskosten einen kleinen Gewinn für die Gemeinde aufzuschlagen und 250 Euro pro Quadratmeter zu verlangen. Dorn räumte ein, dass er alles andere als glücklich mit dem Preis sei. Angesichts der Rechtslage, der relativ hohen Kaufpreise für das Land, der bekannt guten Konjunktur im Tiefbau und den daraus resultierenden Ausschreibungsergebnissen sowie den kostentreibenden Anforderungen in der Entwässerung und durch den Bau des Linksabbiegers sei der Preis gut begründet.
Im Übrigen sei von Beginn an klar gewesen, dass die Preise ein gutes Stück oberhalb von 200 Euro liegen würden. Schleicher zeigte sich dennoch "negativ überrascht", der Preis sei eine extrem hohe Hürde für junge Familien. "Mir sind auch die 230 Euro zu hoch", sagte der stellvertretende Bürgermeister. Er forderte die Verwaltung auf, sich bei anderen Kommunen im Umkreis zu informieren, wie die es geschafft haben, Preise deutlich unter der 200-Euro-Marke zu halten. "Ich gehe davon aus, dass die sich ja nicht im rechtsfreien Raum bewegen", so Schleicher.
Darüber hinaus forderte Schleicher, das Neubaugebiet primär für Dauchinger Bürger zu reservieren und nicht alle Plätze gleich zu veräußern, sondern noch einige Plätze einige Jahre vorzuhalten. In der Diskussion wurde deutlich, dass alle Ratsmitglieder den Preis für abschreckend erachten. "Wir müssen Wege finden, das Gebiet bezahlbar zu machen", sagte Sandra Fischer. Schleicher forderte zunächst konkret, den Mehrgenerationenplatz und die kalkulierte Sicherheitsreserve in Höhe von 170 000 Euro zu streichen und wegen der Linksabbieger-Spur nachzuverhandeln. Mark Weiss vom Erschließungsträger Badenova Konzept bekräftigte dabei ausdrücklich, dass die Reserve nicht üppig sei und in der Regel voll gebraucht werde, "denn Sie wissen ja, was im Tiefbau für Probleme auftreten können".
Steffen Halder meinte, es sei unfair den bisherigen Bauplatzkäufern im Ort gegenüber, jetzt auf einen kleinen Gewinn für die Gemeinde zu verzichten, nachdem alle bisherigen Käufer ihren Beitrag zur Nutzung des bestehenden Infrastruktur und den Folgekosten geleistet haben.
Im Baugebiet Langenacker zum Beispiel wurden 720 000 Euro Gewinn gemacht, was ja nach Größe des Bauplatzes etwa 20 000 Euro pro Bauherr ausmachte – und damals gab es kein Baukindergeld. Ingo Österreicher meinte, die 10 000 Euro Unterschied bei einem 500-Quadratmeter-Bauplatz seien angesichts der hohen Baukosten nicht entscheidend bei der Frage, ob eine Familie es sich leisten könne oder nicht. Dennoch unterbreitete er den Kompromissvorschlag, der 230 Euro pro Quadratmeter vorsah. Zur Abstimmung kamen drei Beschlussvorschläge. Zunächst als weitestgehender Vorschlag die Empfehlung der Gemeinde, 250 Euro zu verlangen. Dafür stimmten nur Dorn und Österreicher. Der zweite Vorschlag über 230 Euro wurde dann bei einer Gegenstimme von Schleicher angenommen, so dass über seinen Beschlussantrag, 217 Euro aufzurufen, nicht mehr abgestimmt werden musste. Ab sofort können sich Interessenten bei der Gemeinde um einen Bauplatz bewerben.